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Lucien S. - Legionär in der Fremdenlegion

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Publiziert: 28.07.2006

 

Ohne Képi kein Ausgang. Das Képi blanc müssen sich die Fremdenlegionäre

hart verdienen. Und selbst im Ausgang muss die Uniform vom Scheitel bis

zur Sohle tadellos sitzen. (Foto: Marco Zanoni)

Dieses Jahr feiert die französische Fremdenlegion ihr 175-jähriges Bestehen. Vor zwanzig Jahren liess sich der Berner Lucien S. dort zum Fallschirmjäger ausbilden und sah hinter die Mauern der legendären Elitetruppe.

Aufgezeichnet von Claudia Langenegger
Foto: Marco Zanoni


Ich war achtzehn und wollte nur Eines: weg von hier. Ich hatte immer «Lämpe» und suchte das Abenteuer. Meine Eltern wussten nichts davon. So bin ich nach Marseille gefahren und habe mich in der Base Fort St.-Nicolas, dem Rekrutierungsbüro der Fremdenlegion gemeldet. Dort, im alten Hafenquartier, tauchte ich in eine völlig neue, fremde Welt ein. Ich war extrem nervös. Das war der wichtigste Moment in meinem Leben! Als Erstes gab ich meinen Pass ab. Den Namen habe ich behalten; warum hätte ich ihn ändern sollen? Es ist eh eine Legende, dass jeder Legionär seine Identität ändert und jeder zweite ein Mörder ist. Bis dahin habe ich immer gemeint, ich sei der Beste und der Grösste, das war jetzt vorbei.

Das Auswahlprozedere in Aubagne war mühsam, doch ich schaffte es. In den vier Monaten Grundausbildung in Castel lernte ich dann wie ein Legionär zu denken und zu handeln. Den Ehrenkodex, die Lieder und der ganze Rest musste ich noch mitten in der Nacht, im Halbschlaf auswendig aufsagen können. Und das alles auf Französisch! Am Anfang konnte ich kaum ein Wort, ich habe die 500 Wörter, die du brauchst, dort gelernt. Ständig wirst du an deine Leistungsgrenze getrieben. Es ist irgendwie bizarr, das Ganze geschieht einfach mit dir. Für jeden kleinsten Seich hast du eine Strafe kassiert. Meist Liegestützen. Ich habe damals locker 200 bis 300 Liegestützen pro Tag gefasst. Auch beliebt war der «Marche de Canard»: in der Hocke in Vollmontur wie eine Ente watscheln, bis die Muskeln brennen. Es konnte auch mal sein, dass du einen Schlag ins Gesicht, einen Tritt in den Arsch gekriegt hast oder die ganze Sektion bestraft wurde. Ob ich mir je überlegt habe aufzugeben? Das überlegst du dir permanent. Doch in der Legion beisst du durch.

Das Körperliche, die Härte hat mich fasziniert. Es war genau das, was ich gesucht hatte. Das ging ans Limit, nicht alle stehen das durch. Das Schlimmste war der innere Dienst. Bei der 24-Stunden-Wache hast du zwei Stunden Dienst und vier Stunden Pause. Hinlegen kannst du dich nicht, weil die Bügelfalten der Uniform sonst zur Emma sind. Da reduziert sich jeder Mythos auf 24 Stunden Bügelfalten! Wer hätte das gedacht: in der Legion habe ich waschen und bügeln gelernt. Gewaschen wurde immer von Hand.

Die Fremdenlegion hat etwas enorm Faszinierendes, wohl weil früher Verbrecher dort Unterschlupf fanden. Das ist lange vorbei, seit über zwanzig Jahren arbeitet sie mit Interpol zusammen. Sie ist einfach die beste militärische Elitetruppe der Welt. Ich hatte Glück und kam zum 2ème R.E.P., den Fallschirmjägern in Calvi auf Korsika. Den ersten Sprung vergesse ich nie. Im Flugzeug ist es eng und stinkig. Vorne an der Luke ist der Lärm dann enorm, du spürst die Gewalt des Windes, bist extrem nervös und wartest nur auf das «Go». «Was mache ich eigentlich hier?», habe ich mich jedes Mal gefragt. Und dann die Ruhe nach dem Sprung, die Leichtigkeit, wenn du im Geschirr hängst, die Seide über dir offen, und du schwebst runter.

Ich selbst stand nie «en feu», im Kriegseinsatz. Zum Glück? Oder leider? Was von aussen völlig unterschätzt wird: Du trainierst so viel, dass du richtig giggerig wirst auf den Einsatz. Bei einem Sprung habe ich mir eine Trümmerfraktur am Fuss geholt. Mit Gefechtsübungen war es vorbei, den Traum von der Dschungelausbildung in Französisch-Guayana konnte ich vergessen. Büroarbeit war nichts für mich, ich wurde auf eigenen Wunsch entlassen.

Zurück in der Schweiz hatte ich die grösste Mühe, mich einzugliedern. Plötzlich musste ich wieder auf meine Mitmenschen Rücksicht nehmen und nett sein, nicht mehr nur Befehle ausführen. Am Anfang bin ich noch im olivgrünen Kämpfer rumgelaufen und habe versucht meinen «Sport de Matin» zu machen. Einmal bin ich sogar meiner Freundin fast an die Gurgel gesprungen, als sie mich von hinten überraschen wollte. Ich war immer noch auf Soldat programmiert.

Heute habe ich nichts mehr mit der Legion zu tun, dennoch bleibe ich ihr verbunden. Der Leitspruch «Legio Patria Nostra» hat sich eingebrannt. Irgendwie stimmt es halt schon: einmal Legionär, immer Legionär. Wäre ich geblieben, hätte ich jetzt, nach zwanzig Jahren, einen französischen Pass, eine Rente auf Lebenszeit und könnte mich in einem wunderbaren Weingut in der Provence zur Ruhe setzen – wäre nicht schlecht, oder?


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aa
 

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