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Von Afrika auf die Ostalb

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Schwäbische

25.08.2016

 In den 50er Jahren: Paul Bechler (Zweiter von links) bei seinem ersten Einsatz für die Fremdenlegion.

In den 50er Jahren: Paul Bechler (Zweiter von links) bei seinem ersten Einsatz für die Fremdenlegion.

privat

Ellwangen sz Nach Ende des Zweiten Weltkriegs zog es Zehntausende Deutsche erneut in den Krieg – freiwillig, als Söldner der französischen Fremdenlegion. Einer von ihnen war damals Paul Bechler. Mit Anfang 20 trat der heutige 85-Jährige 1952 nach einer durchgefeierten Nacht kurzentschlossen und einigermaßen unüberlegt in die sagenumwobene Légion Étrangère ein. Ein Schritt, den Bechler bis heute allerdings nie bereut hat. Im Gegenteil.

Die 50er Jahre waren in Frankreich unruhige Zeiten. Keine zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs war das Land erneut in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt. Gekämpft wurde in Indochina (heute: Vietnam, Laos und Kambodscha). Und vor allem in Algerien, damals französische Kolonie, die unbedingt im Mutterland gehalten werden sollte. An die vorderste Front im Kampf gegen die algerische Befreiungsfront FLN schickten die Franzosen vorzugsweise Söldner der Fremdenlegion. Die meisten von ihnen waren damals Deutsche.

Darunter auch Paul Bechler. 1930 in Labes in Westpommern geboren, mussten er und seine Mutter im März 1945 vor den anrückenden russischen Truppen aus der Heimat fliehen. Bechler, damals gerade 14 Jahre alt, wird von der Mutter getrennt. „Sie landete auf einem Laster, ich auf einem anderen“, erinnert er sich. Was aus seiner Mutter geworden ist, weiß Bechler nicht. Er hat sie nach diesem Tag nie wieder gesehen.

Alle Deutschen werden auf Herz und Nieren geprüft

Auf sich allein gestellt, flüchtet der Junge in den Westen. Er landet zunächst in Niedersachsen, wo er nach Kriegsende eine dreijährige Ausbildung zum Schmied absolviert. Eigentlich habe er Automechaniker lernen wollen. „Aber mir wurden nur drei Lehrstellen angeboten. Buchdrucker, Maurer und Schmied.“ Nach der Ausbildung zieht es den Bechler in den Ruhrpott. Er arbeitet als Bergmann in einer Zeche und heuert später noch bei der Eisenhütte in Hattingen an. Dann nimmt sein Leben erneut eine Wendung.

Nach einer durchzechten Nacht fällt Bechler gemeinsam mit einem Kumpel den spontanen Entschluss, in die Fremdenlegion einzutreten. Im Gegensatz zu seinem Kumpel setzt Bechler diese Schnapsidee aber auch tatsächlich in die Tat um. Er macht sich auf in die damalige französische Zone in Deutschland. Über Koblenz und Landau geht es nach Straßburg, wo er sich für die nächsten fünf Jahre bei der Fremdenlegion verpflichten will. Aber so einfach wird es nicht. „In Straßburg wurden wir Deutschen erst einmal richtig ausgehorcht. Die haben nicht jeden genommen, da wurde kräftig ausgesiebt“, erinnert sich Bechler.

In der Tat hat die Legion damals potenzielle Söldner aus Deutschland sehr genau überprüft. Kriegsverbrecher wollte die Legion nicht in ihren Reihen haben. Der typische deutsche Fremdenlegionär war in den 50-er Jahren in der Regel aber ohnehin viel zu jung, um noch in der Wehrmacht gedient zu haben. Der typische deutsche Fremdenlegionär war damals wie Paul Bechler.

Für den begann 1952 mit der Aufnahme in die Fremdenlegion das größte Abenteuer seines Lebens. Über Marseille ging es in die algerische Küstenstadt Oran und dann nach Sidi bel Abbès, wo die Hauptgarnison der französischen Fremdenlegion stationiert war. Nach einer siebenwöchigen Kurzausbildung zum Infanteriesoldaten wurde Bechler nach Saida, ebenfalls Algerien, abkommandiert. Hier musste er seinen Dienst für die Legion leisten. Nicht an der Waffe, sondern in der Schmiede. Bechler reparierte Schaufeln, Spitzhacken, Werkzeuge. „Das war eine schöne Zeit, die Arbeit hat mir Spaß gemacht.“ Saiba sollte für Bechler aber nicht die letzte Station während seiner Zeit bei der Légion Étrangère sein. Er wurde weitergeschickt. Nach Indochina. Auch hier tobte Krieg. Die Franzosen lagen im Clinch mit den Truppen des Viet Minh. Von den Kriegshandlungen bekam der junge Bechler erneut kaum etwas mit.

Zerstörte Fahrzeuge aus vermintem Gelände bergen

Trotzdem war seine Aufgabe gefährlich, mitunter sogar lebensgefährlich: Bechler musste die zerstörten Militärfahrzeuge der Truppen aus vermintem Gelände bergen und dann wieder flott machen. Zwei Jahre war das sein Job, ehe er wieder nach Algerien abkommandiert wird. „Damals war ich das, was ich als Jugendlicher immer gerne sein wollte: ein Automechaniker.“

Nach fünf Jahren Dienstzeit, im Jahre 1957, verlässt er auf eigenen Wunsch die Truppe und kehrt nach Deutschland zurück. Das Gastspiel in der Heimat dauert gerade mal ein knappes Jahr. „Ich habe mich nach meiner Rückkehr überhaupt nicht mehr zurecht gefunden“, erzählt Bechler. Deshalb sei er 1958 erneut in die Fremdenlegion eingetreten.

Dieses Mal landet er bei der Sahara-Kompanie, deren Hauptaufgabe im Algerienkrieg darin bestand, Straßen und Ölfelder zu sichern. Wie Nomaden mussten die Soldaten dabei in der Wüste riesige Entfernungen zwischen den weit verstreuten Basen zurücklegen. Zwei Jahre gehört Bechler zu dieser hochmobilen, wie genügsamen Einheit; dann wird er wieder nach Algerien geschickt, wo er bis 1962 stationiert ist. In einen Schusswechsel wird er auch in dieser Zeit nicht mehr verwickelt. „Was das angeht, habe ich immer großes Glück gehabt“, sagt der 85-Jährige .

Er hätte sich 1962 sogar fast noch einmal für fünf Jahre bei der Legion verpflichtet. Wenn es für ihn eine Chance gegeben hätte, nach Madagaskar (damals ebenfalls französische Kolonie) zu kommen. Aber es habe Anfang der 60-er Jahre so ein „großes Durcheinander“ geherrscht, erzählt Bechler. Deshalb habe er seinen Dienst bei der Fremdenlegion endgültig quittiert.

Die Kirche vermittelt eine feste Anstellung

In Deutschland ging es für Bechler dann zunächst nach Offenburg. Hier kümmerte sich die Kirche um entwurzelte Kämpfer der Legion. Um Menschen wie Paul Bechler. Dem jungen Mann aus Pommern vermittelte die Kirche eine feste Anstellung – und zwar auf der Ostalb. Der 32-Jährige kommt bei der JRS in Rosenberg-Holzmühle unter, wechselt in den Folgejahren noch mehrfach den Job, bis er schließlich bei der Varta in Ellwangen landet, wo er zwölf Jahre lang, bis zum Eintritt in die Rente, bleibt. Auf der Ostalb habe er endlich ein Zuhause gefunden, sagt Bechler. Das habe maßgeblich auch an „seiner Lisbeth“ gelegen. Bechler lernt die junge Witwe 1964 beim Fasching in Ellwangen kennen und lieben. Bis zu Lisbeths Tod im Jahre 1999 bleiben die beiden ein Paar. Kinder bekommen sie nicht.

Heute lebt Bechler allein. Einsam ist er aber nicht. Er wird von Ruth Julius und deren Familie umsorgt, wo Bechler seit bald 20 Jahren zur Untermiete lebt. Über sein wechselvolles, nicht gerade einfaches Leben redet der Rentner gerne. Gerade die Zeit bei der Fremdenlegion sei eine „gute Zeit“ gewesen, sagt der 85-Jährige und blättert andächtig in seinem Fotoalbum mit den vielen vergilbten Aufnahmen aus seiner Dienstzeit. „Ich kann über die Franzosen überhaupt nichts Schlechtes sagen. Sie haben mich immer gut behandelt. Ich mag die Franzosen. Wirklich. Ich mag sie.“


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